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Vexillologie - ein 1959 gebildetes Kunstwort für Flaggen- und Fahnenkunde - ist eine noch junge Wissenschaft. Traditionell wurde die Fahnen- und Flaggenkunde immer als Teil der Wappenkunde, der Heraldik, gesehen. Die Unterschiede zwischen beiden Arten von Symbolen führten allerdings dazu, dass sich die Flaggenkunde immer mehr von der Heraldik entfernt hat und eigene Wege geht. Sie bleibt jedoch der wesentlich älteren Heraldik verbunden als historische Hilfswissenschaft und ist darüber hinaus eine spezielle Disziplin im Umfeld der Soziologie, Massenkommunikation, Politologie, Kunstgeschichte, Symbolik, Ästhetik und weiterer Kulturwissenschaften, denen sie als Hilfswissenschaft dient, so wie diese der Vexillologie Erkenntnisse liefern.
Gegenstand der Vexillologie sind zur öffentlichen Manifestation bestimmte, üblicherweise mit einem Fahnen- oder Flaggenstock verbundene, textile Symbolträger, deren Farben und Muster nichtverbale, Sprachgrenzen übergreifende Aussagen, auch Emotionen, einer potentiell weltweiten Rezipientenschaft übermitteln. Die Vexillologie hat zur Beschreibung ihrer Forschungsobjekte eine internationale Terminologie entwickelt und bedient sich im übrigen der wissenschaftlichen Methodik vor allen der Geschichts- und Politikwissenschaft.
Als - zunächst deskriptive - Flaggenkunde wird sie seit dem 14. Jahrhundert betrieben, was sich in farbig illustrierten Reisebeschreibungen (Libro do Conoscimiento, ca. 1350), Identifikations-Instrumenten (englische Wappenbanner-Rollen, z.B. Mowbrays Roll, 1365/70), Landkarten (Portolanen), dann seit dem 17. Jahrhundert in Tafeln für lexikalische Nachschlagewerke und seit dem 19. Jahrhundert in Admiralitäts-Flaggenbüchern niederschlug. Das erste bedeutende Flaggenbuch dieser Art wurde von Le Gras 1858 verfasst (Album des pavillons, guidons et flammes de toutes les puissances maritimes). Von den späteren Werken dieser Art sticht besonders das 1939 erschienene Flaggenbuch der Deutschen Kriegsmarine hervor (1992 als Nachdruck erschienen), das als das zuverlässigste aller Zeiten gilt (verfasst von Dr. Ottfried Neubecker).
Die historisch-kritische Beschäftigung mit Flaggen begann im angelsächsischen Sprachraum um 1880 mit A. Macgeorge ("Flags, Some Accounts of Their History and Uses"), in Deutschland um 1910 mit R. Siegel ("Die Flagge", 1912). Der Begründer der Flaggen- und Fahnenkunde als Wissenschaft war Dr. Ottfried Neubecker (1908-1992), dessen wissenschaftliches Gesamtwerk, abgesehen von grundlegenden Handbüchern, in Fachzeitschriften verstreut ist (Bibliographie in "Allgemeine Deutsche Wappenrolle", Bd. 1).
Neben den nationalen flaggenkundlichen Gesellschaften, die nach und nach entstanden, und die eigene Zeitschriften herausgeben, bildete sich mit der FIAV (Féderation Internationale des Associations Vexillologiques) eine Dachorganisation der Vexillologen. Seit Ende der 60er Jahre veranstaltet die FIAV im zweijährigen Rhythmus einen Internationaler Kongreß für Flaggenkunde (International Congress of Vexillology = ICV). Der letzte fand 2003 in Stockholm statt, die nächsten werden 2005 in Buenos Aires und 2007 in Berlin organisiert.
Die deutschen Flaggenkundler gründeten erst 1995 einen eigenen Verein, die Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde (DGF). Flaggenkundliche Artikel werden in der Vereinszeitschrift Der Flaggenkurier veröffentlicht. Bei den alljährlichen deutschen Vexillologentreffen werden vexillologische Vorträge gehalten.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Fahne und Flagge?
Historisch ist der Unterschied relativ leicht zu definieren:
Fahne |
Flagge |
|
reich ausgestattetes, oft besticktes, Einzelstück, das besondere Verehrung genießt | einfacher gestaltetes Massenprodukt, das einzelne Stück kann durch ein gleich aussehendes Stoffstück ersetzt werden | |
an einer Fahnenstange (zum Tragen) fest befestigt | mittels Leinen an einem Flaggenmast gehisst | |
Unterscheidungszeichen von Heereseinheiten (z.B. Regimentern), später auch von Vereinen | ursprünglich Unterscheidungszeichen auf Schiffen, später auch an Land |
Flaggen im engeren Sinne kommen erst im Hochmittelalter als Unterscheidungszeichen von Kriegs- und Handelsschiffen auf. Bis heute sind sie vor allem mit der Schiffahrt verbunden. Erst durch die französische Revolution und den aufkommenden Nationalismus erhalten die Schiffsflaggen eine weitergehende Bedeutung als Nationalflaggen: Die heute in vielen Ländern (in manchen mehr, in manchen weniger) gepflogene Praxis, seine Nationalität und seinen Patriotismus durch Zeigen der Nationalflagge zu demonstrieren, ist eine verhältnismäßig neue Entwicklung.
In der heutigen Umgangssprache (und auch in der Gesetzessprache) verschwimmen die beiden Begriffe Fahne und Flagge jedoch. Je offizieller die Verwendung eines Stoffstücks ist und je näher man dem Meer ist, desto eher wird der Begriff Flagge verwendet; je privater das Stoffstück ist und je weiter man ins Binnenland kommt, desto eher wird man den Begriff Fahne antreffen. In der Schweiz schließlich wird nur das Wort Fahne verwendet.
Flag research (since 1959 also known as
vexillology) is a relatively recent science concerned with the
study of flags.
Early compilations of flags are found on flag-charts, but only since the
19th century serious flag-books have been published. The most
renowned of the admiralty flag-books is the "Flaggenbuch" of
the German navy, published 1939 and authored by Dr. Ottfried Neubecker,
the founder of a scientific study of flags. Vexillology as a distinct discipline constitutes
itself after WW2, by the foundation of national vexillological
associations and by the organization of international congresses
(ICV). The Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde (German
Vexillological Association) has been founded in 1995 and is
publishing the journal Der Flaggenkurier.
The German language distinguishes between the two terms Fahne and Flagge. Fahne is more or less congruent with (Regimental) Colours in English, whereas Flagge is the flag in a stricter (maritime) sense. A vexillological glossary is under construction. |
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