Andreas Herzfeld

10 Jahre Dorfrepublik Rüterberg

 

Am 8. November 1989 forderten die aufgebrachten Einwohner des im DDR-Grenzgebiet gelegenen Dorfes Rüterberg von der Regierung : "Macht das Tor auf!". Gemeint war das Tor zur Rest-DDR. Gleichzeitig rief Hans Rasenberger den Rütli-Schwur vor Augen die "Dorfrepublik Rüterberg" aus.

Das Dorf Wendisch-Wehningen-Broda-Sandwerder wird 1938 "arisiert" und in Rüterberg umbenannt. Im "Protokoll über die Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Groß-Berlin" vom 12.09.1944, in Kraft seit 7./8.5.1945, geändert am 26.07.1945 wurden die Grenzen der Ostzone festgelegt. Dadurch grenzte Rüterberg von drei Seiten an die britische Zone. Seit 1952 wurden "Maßnahmen" an der Demarkationslinie durchgeführt: Einrichtung einer Sperrzone, Passierscheinpflicht, Zwangsdeportation und Errichtung eines Grenzzaunes am Elbufer. Im Oktober 1966 kommt es zur "Schlacht von Gorleben". Auslöser waren Vermessungsarbeiten auf der Elbe. Jede Seite beschuldigten die andere, in die Hoheitsgewässer des jeweiligen anderen illegal eingedrungen zu sein. Der Verlauf der Grenze im Elbabschnitt war nicht genau geregelt. Nach DDR-Lesart war die Mitte des Flusses die Grenze, nach BRD Meinung das Ostufer der Elbe. Als Reaktion auf diesen Zwischenfall wurde im Frühjahr 1967 ein zweiter innerer Grenzzaun errichtet. Rüterberg war hiermit von der Rest-DDR isoliert. Das Dorf konnte nur durch ein streng bewachtes Grenztor mit einem entsprechenden Passierschein betreten werden. Nach 23 Uhr war das Tor geschlossen. Wer zu spät kam, hatte Pech. Am 10.11.1989 zogen die Grenzsoldaten ab und Rüterberg war wieder frei zugänglich.

Den Gedanken eine "Dorfrepublik" zu gründen, hatte Hans Rasenberger 1988. Er durfte damals in die BRD zu Verwandten reisen. Am 1.8.1988 erlebte er die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag der Schweiz, er hörte den Rütlischwur und erlebte die Reisefreiheit in Länderdreieck BRD Schweiz Frankreich. Am 14. Juli 1991 verleiht der Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern der Gemeinde Rüterberg das Recht, die Bezeichnung Rüterberg "Dorfrepublik 1967-1989" zu führen.

Das Wappen (Abb.1) wurde 1980 vom Grafiker Detlev Rasenberger ( Sohn von Hans Rasenberger) entworfen. Wappen: Über silbernem Wellenschildfuß, darin zwei blaue Wellenlinien, in Silber ein grüner Berg belegt mit einem silbernem Ritter, welcher in der Rechten ein nach oben gerichtetes Schwert und in der Linken ein zweimal geteiltes Schild mit den Farben Blau, Gold und Rot übereinander. Über dem Wappen steht "Dorfrepublik" (Arial) und Rüterberg (Old English) übereinander.

Der Wellenschildfuß symbolisiert die Elbe, der grüne Berg den Rüterberg. Der Ritter soll einst vom Rüterberg mit seinem Ross über die Elbe gesprungen sein, um den Ort von Räubern zu befreien. Im Schild sind die Farben Mecklenburgs.

Die Flagge (Abb.2) der Dorfrepublik ist horizontal dreigestreift blau-gelb-rot. In der Mitte wird das Wappen folgender Maßen aufgelegt. Der Wappenschild liegt auf dem gelben und roten Streifen. Die Inschrift befindet sich auf dem blauen Streifen.


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