Dr. Andreas Herzfeld

Flaggen und Symbole der Leipziger Messe-
500 Jahre Reichsmesseprivileg


Zur Geschichte der Leipziger Messe


Der Ort Leipzig erhielt 1165 das Stadtrecht. Dieses Jahr gilt auch als Geburtsjahr der Leipziger Messe. Dank des regen Handels entwickelte sich in Leipzig eine der führenden Warenmessen des Mittelalters. Durch die Verleihung des Reichsmesseprivilegs am 20.07.1497 durch Kaiser Maximilian I. konnte Leipzig die gesamte Messekonkurrenz im Umkreis von 15 Meilen (heute etwa 125 km) ausschalten. Mitte des 19. Jahrhunderts stieß die Warenmesse an ihre Grenzen. Immer mehr Händler und Firmen brachten nur noch einzelne Muster ihrer Produkte mit. Als Folge dieser Entwicklung begann 1893 der Bau des ersten Messehauses der Welt. Weitere dreißig folgten. 1894 verkündete der Leipziger Bürgermeister den Übergang zur Mustermesse. Andere Messeorte begannen erst 1915 (London) mit dem Übergang zu Mustermessen. Im letzte Kriegsjahr (1918) wurde die Technische Messe ausgegliedert und erhielt 1920 ein eigenes Ausstellungsgelände. Die Leipziger Messe war Anfang des 20. Jahrhunderts die wichtigste Messe der Welt. Die Machtergreifung Hitlers und der Zweite Weltkrieg zerstörten die Messe. Leipzig im Einzugsgebiet der Sowjetunion konnte sich in den letzten fünfzig Jahren als Ost-West-Mittler etablieren. Die Weltmessen allerdings fanden im Westen Deutschlands statt.Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 kämpft die Leipziger Messe um ihren Platz im Messegeschäft. Ein Neuanfang war 1996 die Eröffnung des modernsten Messegeländes Europas .

Zur Entwicklung des Messeemblems


Bis 1917 hatte die Messe kein eigenes Emblem oder Logo. Im gleichen Jahr wurde das Meßamt für Muster-Messen gegründet. In dessen Auftrag entwarf Erich Gruner ein Signet mit drei übereinander gestellten M, wobei das mittlere M negativ, weiß, dargestellt wurde. Mit der Zeit entfiel das mittlere M und es entstand das bis heute gültige MM (Abb.1). Ein 1920 von Lucien Bernhard entworfenes Logo konnte sich nicht durchsetzen.


Abb.1: Entwicklung des Messelogos
Das Emblem wurde mehrfach modifiziert. Zum Teil waren mehrere Varianten gleichzeitig in Gebrauch. Bestimmte Formen wurden nur auf Plakaten verwendet. Seit Anfang der 80-iger Jahre blieb das Doppel M unverändert. Heute ist der Gebrauch des Emblems im Corporate Design Manual von 1996 geregelt. Neben dem Doppel M steht Leipziger Messe (Version A und B) im Schrifttyp Frutiger Black (Abb. 2 und 3).



Abb.2: Logo A


Abb.3: Logo B

Flaggen und Beflaggung der Leipziger Messe


Im eben erwähnten Corporate Design Manual gibt es KEINEN Hinweis auf den Gebrauch von Flaggen durch die Leipziger Messe. Dies verwundert, weil doch seit Jahren eine Flagge verwendet wird.Vor dem ersten Weltkrieg gab es Transparente auf denen auf die stattfindenden Messen hingewiesen wurde, z.B. Papiermesse 1910 (Abb. 4). An den Messehäusern hingen Flaggen mit dem Namen des Messehauses (National, Keysers Hof u.a.), aber auch mit dem zusätzlichen Hinweis auf die ausgestellten Waren (Grönländer- Beleuchtung) (Abb. 5).


Abb.4: Papiermesse 1910


Abb.5: Messehäuser ca. 1930
Die möglicherweise erste Messeflagge stammt von 1928. Sie wehte am Ringmessehaus, wo Textilien ausgestellt wurden (Abb. 6).


Abb.6: fragliche 1. Messeflagge 1928
Zwischen den beiden Weltkriegen begann man die Flaggen der teilnehmenden Länder zu hissen. 1935 wehte die Hakenkreuzfahne noch zwischen den anderen Flaggen. Nach 1941 sieht man nur noch das Hakenkreuz. 1944 wurden alle Messeaktivitäten in Deutschland eingestellt. Der Neubeginn war 1946. Selbstverständlich wehten jetzt die Flaggen der Siegermächte sowie Sachsens und Leipzigs .Anfang 1950 wurde die Messeflagge eingeführt: gelb mit einem blauen Doppel MM in Anlehnung an das Blaugelb der Leipziger Stadtflagge. Die offiziellen Farbbezeichnungen sind: Leipziger Messeblau (HKS 42) und Leipziger Messegelb (HKS 5). Die Maße sind etwa 3:1. Die Größe des Emblems ist ungefähr 0.8 in der Mitte der Flagge. In den 70-iger Jahren


Abb.7: Flagge der Leipziger Messe seit 1950
jahrsmesse 1990 wehte eine modifizierte Flagge mit einem dünnen blauen Streifen am Liek und einem breiten blauen Streifen an der Flugseite (Abb.8).


Abb. 8: Messeflagge Frühjahr 1990


Abb. 9: Messehaus 1967
Für die Messehäuser wurden ebenfalls Flaggen eingeführt. Ihre Farbgebung ist umgekehrt: blaues Tuch mit gelber Aufschrift. In den 50-iger Jahren wurde folgende Variante verwendet: dreimal Doppel MM über dem Namen des Messehauses. In den 60-igern Doppel-MM über dem Namen und der ausgestellten Branche (z.B. Foto Kino Optik, Abb.9). Ende der 70-iger und in den 80-igern nur das Doppel-MM über dem Namen des Messehauses (Abb. 10). Zusätzlich wehten als allgemeine Beflaggung die DDR-Staatsflagge und die Rote Fahne der Arbeiterklasse. Zur 800 Jahr Feier der Stadt Leipzig und ihrer Messe hingen überall blau-gelb gestreifte mit dem weißen Jubiläumsemblem versehene Flaggen ( Abb.11). Seit 1991 werden bei jeder Einzelmesse eigene Flaggen mit dem jeweiligen Messelogo (z.B. Automobil-, Schuhmesse usw.) gezeigt (Abb. 12). Die Messehäuser werden seit 1991 aufgegeben und haben deshalb keine Flaggen mehr.


Abb.10: Messehäuser um 1980


Abb.11: 800- Jahrfeier 1965


Abb.12: Mode- und Schuhmesse 1992


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