Ein bemerkenswerter Gestaltungsprozeß einer Flagge

Wie die Provinz Buenos Aires zu einer Flagge kam

Vor zwei Jahren entschloß sich Luis Verdi, der Sekretär für kulturelle Angelegenheiten in der Provinzialregierung von Buenos Aires, einen Wettbewerb für eine Provinzflagge auszuschreiben. Diese bedeutende argentinische Provinz mit der Hauptstadt La Plata liegt vor den Toren von Buenos Aires, schließt sie aber nicht ein. Sie hatte bisher keine eigene Flagge vorzuweisen, obwohl es in Argentinien Provinzflaggen gibt.

Mit dem Wettbewerb unter dem Motto "Suche nach der Flagge von Buenos Aires" verfolgte Verdi mehrere Ziele. Die Einführung einer Flagge sollte nicht nur die Identität der Provinz betonen, sondern gleichzeitig die Jugend eine regionale Bindung spüren lassen und mit dem Auswahlverfahren ein demokratisches Vorgehen einüben.

In den Schuljahren 1995 und 1996 beteiligten sich etwa 270 000 Schüler aus der Provinz, im Alter von 12 bis 18 Jahren, an dem Wettbewerb und fertigten 81 525 Entwurfsskizzen an. Sie wurden von ihren Lehrern, Historikern und Grafikern beratend unterstützt.

Die eingereichten Entwürfe wurden zunächst in den Bezirken, später in den Regionen einem Auswahlverfahren unterzogen bis schließlich 32 von Ihnen einer Jury der Provinz vorgelegt wurden. Diese wählte daraus die vier besten aus, die für eine allgemeine Abstimmung vorgesehen wurden.

Die vier Entwürfe enthielten alle Elemente, die ein Identitätszeichen für die Provinz enthalten sollte: das Grün der Felder, das Blau des Meeres und des Himmels über der Pampas, das Gelb des Weizens und das Rot für den Föderalismus.

Kritik erfuhr die Tatsache, daß nur Schüler zum Wettbewerb zugelassen waren. Es wurde aber auch an den Farben Grün und Rot Kritik geübt, obwohl ein Symbol für den Föderalismus in der Ausschreibung gefordert worden war. Weitere Kritik galt dem teuren Auswahl- und Abstimmungsverfahren, für deren Ausgaben man besser notwendige Reparaturen an Schulgebäuden hätte ausführen können.

Der Gouverneur der Provinz, Eduardo Duhalde, legte die Abstimmung auf den 12. August 1997, ein Datum, das wegen der Nähe zu den nationalen Parlamentswahlen ebenfalls kritisiert wurde. Die Stimmabgabe erfolgte in etwa 5000 Grund- und Oberschulen. Die Zahl der Wähler betrug 1 905 648. Neben den Schülern hatten ihre Verwandten, Freunde und Jugendliche das Recht mitzuwählen, sofern sie ihre Stimme in den genannten Schulen abgaben.

Am 15. August wurde im Festsaal des Ministeriums für Schul- und Bildungsangelegenheiten der Provinz in einem feierlichen Akt der Gewinner bekanntgegeben. Es waren fünf Schüler aus Capitan Sarmiento, deren Entwurf 75% aller Stimmen erhalten hatte. Die Direktorin Graciela Giannettasio erklärte den Tag zum Feiertag für die ganze Provinz, die nun auch eine eigene Flagge führen konnte. Gleichzeitig wurde der offizielle Weg zur Genehmigung der Flagge eingeschlagen. Nach argentinischer Gesetzgebung müssen nach der amtlichen Bestätigung die Provinzbeamten ihren Eid auf die Flagge ablegen. Es ist vorgesehen, daß die neue Flagge zum ersten Mal in Lujan, einer historisch bedeutenden Stadt, gehißt werden soll, nachdem sie in der dortigen Basilika geweiht worden ist.

Die fünf jungen Künstler, zwischen 15 und 17 Jahren, besuchen zwei verschiedene Schulen im genannten Ort. Sie hatten sich zusammengetan und entschlossen einen gemeinsamen Entwurf einzureichen, nachdem jeder von ihnen einen Vorschlag gemacht hatte. Der gewinnende Flaggenentwurf war also eine gelungene Kombination der Elemente von fünf Einzelentwürfen, das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit über die sich Schüler und Juroren freuen konnten.

Die Symbolik der Farben wird wie folgt erklärt: Grün charakterisiert die ebenen Felder der Provinz und ihre ökologische Reinheit; Blau das Meer, das sie umspült und den klaren Himmel über ihnen; Gelb die Fruchtbarkeit und Rot die Farbe des Föderalismus. Die aufgehende Sonne erinnert an die Zugehörigkeit zu Argentinien.

Die Abbildung der Flagge ist auf der Grundlage eines Zeitungsfotos (in "Diario Hoy") von Jaume Ollé konstruiert worden.

Electronic Bulletin of Vexillology in Catalonia



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