Arnold Rabbow

Die Amsterdamer Gipfelflagge

Flaggen repräsentieren nicht nur Staaten, Provinzen, Städte oder Körperschaften, sondern in neuerer Zeit auch bestimmte Ereignisse. Dies nicht nur unter Vexillologen, deren internationale oder regionale Zusammenkünfte jeweils durch eigens entworfene "Einmal" - Flaggen verschönert werden, sondern auch im sonstigen öffentlichen Leben.

In Amsterdam fand am 15. Juni 1997 ein europäisches Gipfeltreffen statt, das der weiteren Ausgestaltung der Maastrichter Vorgaben in Richtung auf ein vereinigtes Europa diente. Die Stadt Amsterdam hißte zu diesem Anlaß schon im Mai (gesehen am 27. Mai) 1997 eine spezielle Gipfelflagge, die im Stadtbild zahlreich wehte.

Die Flagge bestand aus weißem Tuch, worin ein Athlet in schwarzer Schraffurzeichnung eine blaue Kugel mit zwölf kreisförmig angeordneten gelben Sternen mit jeweils einer nach außen zeigenden Spitze schulterte, ähnlich wie Atlas den Erdball. Die darunter verlaufende Inschrift in schwarzen Grotesk - Großbuchstaben rühmte die niederländische Residenzstadt als "AMSTERDAM. CAPITAL OF INSPIRATION", also als Hauptstadt der Eingebung. Vor dem A befanden sich die drei kleinen Schrägkreuzchen untereinander aus dem Amsterdamer Wappen, jedoch nicht weiß, sondern rot. Die Liekseite bestand aus einem vertikalen (türkis) blauen Streifen von ungefähr einem Viertel der Flaggenlänge, worin parallel zum Flaggenstock die zweizeilige Inschrift in weißen Grotesk - Majuskeln " AMSTERDAM / EURO SUMMIT 1997" das zu feiernde Ereignis benannte, wobei der Stadtname spationiert war, um ihn auf die Länge der zweiten Zeile zu bringen.

Die Flagge war sowohl als Hiß- als auch als Hängeflagge zu sehen, wobei in der letzteren Figur und Inschrift des weißen Feldes um 90 Grad in Richtung auf die nun oben befindliche Liekseite gedreht waren.

Die Flaggen wurden nicht nur von der Stadtverwaltung gehißt, sondern von dieser auch an Geschäfte der Innenstadt verteilt, um diese ebenfalls zur Beflaggung zu veranlassen - modernes Stadtmarketing mittels Flaggen. Versuche solche Flaggen käuflich zu erwerben, scheiterten zunächst mit dem Hinweis der Geschäftsführer auf den amtlichen Charakter der Flaggen- "Leihgabe", bis sich ein orientalischer Ladeninhaber bereit fand, dem hartnäckigen Vexillologen ein Exemplar der Hängeflaggge für 25 Gulden unter konspiratorischen Vorkehrungen einzupacken. Das einseitig bedruckte bzw. durchgefärbte Exemplar aus Perlon hat die Maße 64 mal 100 Zentimeter. Die Hißflaggen an den Flaggenmasten entlang der Straßen waren beträchtlich größer.


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