Ales Brozek

Wappen und Flagge von Hradec Králové (Königgrätz)

Am Zusammenfluß von Elbe und Adler liegt an der Kreuzung alter Handelsstraßen die Stadt Königgrätz, die bereits 1073 als castrum Gradec urkundlich belegt ist. Sie wurde 1225 zur kronunmittelbaren Freistadt erhoben und nach dem Tode von Wenzel II. wurde sie als Witwensitz Elisabeth Richesa zugeeignet. Seither war sie die Leibgedingestadt der böhmischen Königinnen. Demnach ist ihre deutsche Bezeichnung unrichtig, denn sie sollte - so wie es auch dem tschechischen Ortsnamen, bzw. der lateinischen Bezeichnung Grecz Reginae entsprechen würde - eigentlich Königingrätz heißen. Es ist wohl eines der Beispiele historischer Übersetzungsfehler, die sich kaum mehr gutmachen lassen. Bereits 1632 ist im Siegel der Stadt der doppelgeschwänzte böhmische Löwe belegt. Aus dieser Zeit stammt jedoch ebenso ein weiteres Hoheitszeichen der Stadt, der Großbuchstabe "G", offenbar hergeleitet vom Wort Grecz. Die von einem Jesuitenpater aufgestellte These, das silberne "G" hätte 1458 der Stadt der böhmische Wahlkönig Georg von Podiebrad und Kunstatt in Anlehnung an seinen Vornamen ins Wappen gegeben, ist deshalb offenbar ein Irrtum. Beide Wappenfiguren - der Löwe und der Buchstabe "G" - wurden bis zum Ende des 17. Jhd. nebeneinander geführt.

Erst dann kam es zur Vereinigung. Gegenwärtig zeigt das Wappen von Königgrätz im roten Schild den grimmenden doppeltgeschwänzten silbernen Wappenlöwen mit goldener Krone, Zunge und goldenen Waffen. In den vorderen Pranken hält er den goldenen Buchstaben "G". Der Löwe ist heraldisch linksgekehrt.

Die Führung der Königgrätzer Stadtflagge hat in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts der städtische Archivar Ludvík Domecek erreicht. Er war es auch, der ihre Farben vorschlug - drei waagerechte gleichbreite Streifen in der Reihenfolge weiß, gelb, rot, von oben nach unten. Dieses Flaggenbild ist auf zahlreichen Fremdenverkehrs-Werbeschriften und Prospekten zu finden. Die Flagge wurde jahrelang kaum gehißt. In den letzten drei Jahren ist wieder öfter in Gebrauch. Es gibt auch eine kleine Autostandarte (17 x 25 cm), die der Oberbürgermeister seit dem 30. Januar 1995 benutzt. Sie unterscheidet sich von der Stadtflagge dadurch, daß das Stadtwappen auf die Mitte des gelben Streifens gelegt worden ist. Diese Standarte wurde erstmalig beim Besuch des amerikanischen Botschafters in Königgrätz gezeigt.


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