Jirí Tenora

Die Flagge des Prager Vexillologischen Klubs

Noblesse oblige, Adel verpflichtet, eine vexillologische Gesellschaft ohne Flagge ist einfach undenkbar. Mit dem Gedanken, daß auch der Prager Klub eine Flagge seine eigene nennen sollte, hat sich der Vorstand in den ersten Jahren des Bestehens wiederholt beschäftigt, bis im Dezember 1975 eine diesbezügliche Auslobung eines Wettbewerbs im Klubbulletin erschien.

Die ganze Prozedur kann man als gründlich und demokratisch bezeichnen. Es sollten möglichst viele Mitglieder mit Entwürfen am Wettbewerb teilnehmen und die Entscheidung sollte nicht der Vorstand, sondern die Jahresversammlung treffen (am 6. März 1976). Alle Entwürfe wurden im Format DIN A5 ausgestellt, begleitet von einer Erläuterung der Symbolik. Vor der geheimen Abstimmung nannte der stellvertretende Vorsitzende Dr. Svoboda die Bedingungen, die eine gute Flagge erfüllen müßte. Er bezog sich dabei auf die Archivaufzeichnungen der Entscheidungsprozedur beim Wettbewerb für die Nationalflagge des neuen tschechoslowakischen Staates in den Jahren 1919-1920. Es ging darum, die Anwesenden umfassend zu informieren, um eine objektive Begutachtung und Beurteilung zu garantieren. Er beschrieb die Funktion einer Flagge, den ästhetischen Eindruck, den sie erwecken sollte, und ihre praktische Anwendung unter unterschiedlichen Umständen. Als erstrebenswerte Eigenschaften bezeichnete er die gute Sicht- und Erkennbarkeit, sowohl bei Windstille, als auch beim Flattern, die Unverwechselbarkeit und die Ausdrucksstärke. Das Design einer Flagge sollte einfach sein, um eine eindeutige Beschreibung und eine wirtschaftliche Produktion zu ermöglichen. Und im konkreten Fall sollte diese neue Flagge deutlich als Symbol tschechoslowakischer Vexillologen erkennbar sein.

In der dritten Runde konnte ein Vorschlag 11 von 18 Stimmen auf sich vereinen. Die ausgewählte Flagge entspricht tatsächlich allen Anforderungen an eine perfekte Flagge. Ein Gesichtspunkt, der damals nicht erwähnt wurde: Da sie auf die Längsachse bezogensymmetrisch ist, kann sie nie verkehrt gehißt werden, ob als Flagge oder Banner, vorausgesetzt freilich, daß sie mit einem Liek und eingenähter Leine versehen ist.

Dr. Svoboda, der Autor der Klubflagge, schlug die folgende Beschreibung vor: "Seitenverhältnis wie 2:3. Rotes Tuch belegt mit einem weißen Dreieck am Liek, dessen Spitze bis zur Mitte des Flugendes reicht, darüber am Liek ein blaues Dreieck, dessen Spitze die Flaggenmitte erreicht". Symbolisch betrachtet, präsentiert die Flagge die tschechoslowakischen Farben Weiß, Rot und Blau, das blaue Dreieck ist genau so groß wie auf der Nationalflagge. Das weiße Feld deutet den Buchstaben V wie Vexillologie an und trennt geschickt Blau von Rot. Der dunkle Rand erhöht die Sichtbarkeit. Da die Tschechische Republik die Staatsflagge der Tschechoslowakei weiterführt, brauchen die tschechischen Vexillologen ihre Vereinsflagge nicht zu ändern; ja, die Symbolik bleibt bestehen.

Die Flagge gibt es auch in der Form eines Standers, gedacht war dabei in erster Linie an ein Klubabzeichen als Anstecknadel.

Aus der Fülle der Vorschläge seien an dieser Stelle vier erwähnt, zwei für die originelle Zusammensetzung der Nationalfarben und der stilisierten Buchstaben V, bzw. VK. Das dritte Beispiel müßte den deutschen Vexillologen irgendwie bekannt vorkommen. Das vierte Beispiel zeigt auf hellblauem Grund (für die internationale Wirkung der Vexillologie) ein V in den Farben des Stadtbezirks Prag 3.

(Quelle: Vexilologie 20, September 1976)

 

 



Zurück zur Hauptseite Zurück zu "Veröffentlichungen" Zurück zum Seitenanfang