Jiri Tenora
Der Prager Vexilologický klub (Vexillologischer Klub, weiter nur VK) ist ganz anders als die Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde entstanden. Dr. Mucha, Dozent für Geographie an der Karlsuniversität zu Prag, veröffentlichte seit 1966 Abbildungen von Nationalflaggen aus aller Welt in der geographischen Monatsschrift "Lidé a zeme". (Menschen und Erde). Die farbigen Abbildungen begleitete er mit einem sachkundigen Kommentar über die Entstehungsgeschichte der jeweiligen Flagge und mit einer Erläuterung ihrer Symbolik. Das hat unter den Lesern reges Interesse geweckt, so daß sich der Autor der Beantwortung zahlreicher Fragen stellen mußte. Allmählich bildete sich ein Kreis derer heraus, die ihr Herz für Flaggen entdeckt hatten. Diese Enthusiasten waren bereit, eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden, selbstredend unter den Bedingungen des "real existierenden Sozialismus".
Anfang 1971 richtete Dr. Mucha einen Antrag an das Kulturhaus seines Wohnbezirks, Prag 3. Analog zu anderen bereits tätigen Arbeitskreisen nannte sich die neue Gesellschaft ganz schlicht VK. Im August 1972 erschien die erste Auflage der Fachzeitschrift "Vexilologie". Daß ihr Erscheinen nicht leicht zu bewerkstelligen war bezeugen folgende Umstände: Die ersten 20 Seiten wurden als Nr. 1-3 und als unregelmäßige Beilage eines heraldischen Bulletins deklariert. Erst die Nr. 5 erschien als das "Informationsblatt des VK beim Kulturhaus Prag 3" mit der vorsichtigen Anmerkung "Erscheint unregelmäßig". Mit jeder Ausgabe stieg das Niveau dieser Fachzeitschrift, nicht nur inhaltlich, sondern auch die Präsentation betreffend.
Heute erscheint "Vexilologie" viermal jährlich in einem Umfang von ca. 70 Seiten DIN A5, alles schwarz/weiß. Bei einer Auflage von 180 Exemplaren dienen ungefähr 30 als Tauschobjekte. Die Mitgliederzahl des Klubs ist für ein kleines Land beachtlich: Es gibt 111 tschechische Mitglieder und 7 slowakische, die nun zum Ausland zählen. Es gibt etwa zehn ausländische Abonnenten.
Die Aktivitäten des Klubs beschränken sich nicht auf das Bulletin. Gleich 1972 erschien "Vexilologická terminologie" (Die tschechische vexillologische Terminologie) von Dr. Svoboda, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärmuseum zu Prag. Eine bessere Morgengabe hätte sich der Klub kaum vorstellen können. Das Buch "Vlajky znaky zemí sveta" (Die Flaggen und Wappen der Länder der Welt) von Dr. Mucha sorgte für einen Zustrom von neuen Mitgliedern. Die erste Auflage von 30.000 Exemplaren im Jahre 1975 war in zwei Monaten vergriffen. Mittlerweile sind von dem Buch zwei weitere tschechische Ausgaben erschienen, sowie drei englische (London, New York, Prag).
Der Klub veröffentlichte 1990 die Broschüre "Fachausdrücke und stilistische Konstruktionen in der Vexillologie" von Josef Cesak und Jirí Tenora. Von Dr. Svoboda erschien 1991 das Buch "Ceskoslovenská státní a vojenská symbolika" (Die tschechoslowakische Staats- und Militärsymbolik) sowie eine gekürzte Version davon. Das Buch "Klíc k našim mestum" (Der Schlüssel zu unseren Städten), Prag 1979, von Karel Liška und Ludvík Mucha dokumentiert die Stadtflaggen in der Tschechoslowakei.
Im Heraldischen Ausschuß des tschechischen Parlaments arbeiten zwei Vorstandsmitglieder (Brozek und Svoboda) sowie zwei weitere Mitglieder (Louda und Bílý). Eine Zeitlang erschienen regelmäßig vexillologische Informationen von Dr. Mucha in der Tagespresse und von Aleš Brož ek in deutscher Sprache im "Prager Wochenblatt".
Als unregelmäßige Beilage zu "Vexilologie" erscheint "Vexilokontakt" mit aktuellen Nachrichten, auch mit Zusammenfassungen von Beiträgen aus dem Internet von Petr Exner.
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