Hans van Heijningen
Gemeindewappen
Die Gemeinde in ihrer heutigen Form gibt es in den Niederlanden seit 1813. Durch häufige Gebietsreformen hat die Zahl der Gemeinden seitdem stark abgenommen. Zur Zeit führen alle Gemeinden ein Wappen.
Die Gemeinden, die schon vor 1813 bestanden, haben nach Möglichkeit die alten Wappen übernommen, die sie schon vor der französischen Revolution führten. Es wurden aber auch alte Wappen verändert und neue entworfen. Die neugebildeten Gemeinden haben erst Jahrzehnte später ein eigenes Wappen angenommen. So stammen zum Beispiel die meisten Gemeindewappen der Provinz Drenthe aus dem 20. Jahrhundert, ohne einen Vorgänger gehabt zu haben.
Gemeindeflaggen
Meistens bildet das Gemeindewappen die Grundlage für den Entwurf der Gemeindeflagge. Der Gebrauch von Gemeindeflaggen ist noch verhältnismäßig neu. Schon vor 1795 waren lokale Flaggen bekannt, die aber fast ausschließlich von Handelsstädten geführt wurden, wie z.B. Vlissingen, Enkhuizen und Dokkum.
Die Geschichte der niederländischen Gemeindeflaggen läßt sich in drei Hauptperioden einteilen:
1) | vor 1813 | ||
2) | 1813 - 1920 | ||
3) | 1920 bis heute |
1813 war das Jahr, in dem das Königreich der Niederlanden und damit gleichzeitig die moderne niederländische Gemeinde entstand.
1920 wird die erste moderne Gemeindeflagge eingeführt, und zwar in Alkmaar.
Vor 1813
Die Farben, die die Städte vor 1795 geführt haben, blieben über die Zeit ziemlich konstant. So hat Dordrecht immer weiß-rote Flaggen gehabt und Rotterdam führte immer grün-weiße Flaggen. Das Muster dieser Flaggen war jedoch starken Änderungen unterworfen. Ein schönes Beispiel dafür ist Rotterdam. Die Stadt führte immer Flaggen in grün und weiß, den Grundfarben des Stadtwappens. Die Flaggen hatten abwechselnd 7, 9 oder 11 Streifen. Nur eine einzige Quelle erwähnt drei Streifen : grün - weiß - grün. Dieses Muster wurde 1949 endgültig als Gemeindeflagge angenommen und vom Gemeinderat bestätigt.
Middelburg gehört zu den Städten, von denen die unterschiedlichsten Flaggen bekannt sind, sogar mit verschiedenen Farbkombinationen: rot mit einer gelben Burg, dem Wappenbild, drei Streifen gelb - weiß - rot oder drei Streifen grün - weiß - blau. In einigen anderen Fällen ist es fraglich, ob es sich wirklich um Stadtflaggen handelte. Zierikzee führte rote Flaggen, manchmal mit und manchmal ohne ihr Wappenbild, den schwarzen Löwen. Einige Quellen erwähnen auch rot-schwarze Streifenflaggen. Auch von anderen Orten, wie Vlissingen, Enkhuizen, Hoorn und Kampen, sind unterschiedliche alte Flaggen bekannt.
Die Flaggen bis 1795 hatten entweder horizontale Streifen ( Leeuwaarden, Hoorn) mit oder ohne Emblem (Figur) oder waren einfarbig und dann in den meisten Fällen mit einem Emblem versehen. Flaggen mit schrägen oder senkrechten Streifen waren kaum zu finden.
1813 - 1920
Die Städte, die im 19.Jahrhundert zu selbständigen Gemeinden wurden, ließen uns oft über ihre Flaggen im unklaren. Die meisten führten ihre alten Stadtflaggen als Gemeindeflaggen weiter, jedoch ohne einen Ratsbeschluß und ohne Festlegung des Flaggenbildes und ihrer Farben. So konnten für eine Stadt mehrere unterschiedliche Flaggen nebeneinander bestehen bleiben.
Sowohl vor als auch nach 1795 wurden lokale Flaggen hauptsächlich auf Flaggentafeln und Karten und in Flaggenbüchern abgebildet, zusammen mit Länderflaggen (die moderne "Nation" gab es vor 250 Jahren noch nicht). Diese Tafeln, Karten und Bücher sind für das Studium der Geschichte von lokalen Flaggen und bei der Festlegung einer Gemeindeflagge von großer Bedeutung. Man hat mit ihrer Hilfe sogar Flaggen von Orten gefunden, die niemals einen Gemeindestatus hatten, z.B. Molkwerum und Oude Bildtzijl.
Versuch eines Flaggenregisters
Der erste Versuch einer zentralen Erfassung von Gemeindeflaggen wurde 1857 vom Ministerium für Inneres vorgenommen, also noch vor dem Erscheinen des großen Flaggenbuches von H.C.Steenbergen. Es begünstigte den Franzosen M.A. le Gras, der ein Flaggenbuch schreiben wollte, welches dann 1858 in Paris unter dem Titel "Album des pavillons, guidons, flammes" erschien. Das Ministerium führte mit Hilfe der königlichen Kommissare und dem Gouverneur von Limburg eine Untersuchung über die 1857 in Gebrauch befindlichen Gemeindeflaggen durch. Als Ergebnis erhielt man allerdings nur Angaben über Flaggen die es gab und die auch wehten, aber nichts über Festlegungen, so z.B. von Dordrecht, Harlingen, Texel, Vlaardingen, Breda, IJsselstein, Terschelling und anderen Gemeinden.
Im 20.Jahrhundert haben die Gemeinden und Flaggenkundler diese Flaggen als inoffiziell ("nicht festgelegt") bezeichnet. Viele Gemeinden hatten eine seit 1857 bekannte Flagge durch Ratsbeschluß offiziell bestätigt und das Flaggenbild eindeutig beschrieben. Eine Reihe von Gemeinden taten das erst Jahrzehnte später: Texel (1964), Terschelling (1963), Vlaardingen (1971), Vlissingen (1973) und Dordrecht (1981). 's Hertogenbosch, Breda und Middelburg haben durch einen Ratsbeschluß die historischen Flaggen durch neue ersetzt. .Aus dieser "Kategorie 1857" haben meines Wissens die Gemeinden IJsselstein und Harlingen ihre Flaggen immer noch nicht offiziell bestätigt.
Nach 1920
Erst in diesem Jahrhundert haben die Gemeinden begonnen, ihre Flaggen offiziell festzulegen, das heißt eine genaue und eindeutige Beschreibung des Flaggenmusters und der Farben durch einen Ratsbeschluß zu bestätigen. Dieser Beschluß muß schriftlich niedergelegt werden und neben der verbalen Beschreibung auch eine Abbildung der Flagge sowie das Datum der Beschlußfassung enthalten. Der Name des Entwerfers und die Bedeutung der Flaggensymbolik werden meistens nur im Vortrag vor dem Ratskollegium genannt, aber nicht schriftlich festgehalten.
Eine neue Flagge kommt wie folgt zustande:
1) | durch Bestätigung einer schon lange vorhandenen Flagge (Goes), |
2) | durch die Auswahl aus verschiedenen Flaggenentwürfen, wobei zuverlässige geschichtliche Bezüge sowie ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt werden (Rotterdam, Leeuwarden), |
3) | durch Veränderung einer alten Flagge wegen notwendiger Unterscheidung von einer anderen gleichartigen Flagge (Scherpenzeel) oder durch einen gewünschten Zusatz eines örtlichen Symbols (Hindeloopen), |
4) | durch einen völlig neuen Entwurf, weil die alte nicht-offizielle Flagge unbefriedigend war (Medemblik, Harderwijk, Soest, Zutphen), |
5) | durch einen neuen Entwurf, wo bisher keine Flagge geführt wurde (Alkmaar, Lisse, Vierlingsbeek, Smallingerland, Middelharnis). |
Die erste Gemeinde, die in dieser Art vorging, war Alkmaar. Die Flagge wurde jedoch nicht vom Gemeinderat, sondern vom Magistratskollegium festgelegt, und zwar am 27.August 1920 auf der Grundlage eines neuen Entwurfs. Das Gemeindewappen zeigt in rot einen silbernen Turm. Der Schild wurde in ein Rechteck umgeformt und als Oberecke auf ein Tuch mit 6 Streifen rot - weiß aufgesetzt.
Der erste echte Ratsbeschluß wurde am 31.Juli 1923 in der ehemaligen Gemeinde Oostburg (Seeland) gefaßt. Hier wurde eine Flagge mit drei horizontalen Streifen schwarz - weiß - grün angenommen, den wesentlichen Farben des Gemeindewappens. Die Flagge durfte auch mit der (auf dem weißen Streifen) aufgelegtem Wappenfigur geführt werden, was heutzutage in dieser Art nicht mehr gemacht wird. Nach der Gemeindereform bekam die neugebildete Gemeinde Oostburg eine andere Flagge. Die schwarz - weiß - grüne Flagge kann als Stadtflagge weiter benutzt werden. s' Gravenhage (den Haag) änderte am 2. Dezember 1920 nur eine Farbe ihrer Flagge mit zwei Streifen: von schwarz - gelb in grün - gelb, später in gelb - grün.
Bis 1945 ging die Einführung neuer Gemeindeflaggen ziemlich schleppend voran, mit Ausnahme des Jahres 1938, in dem das 40-jährige Regierungsjubiläum der Königin Wilhelmina gefeiert und 13 neue Flaggen offiziell eingeführt wurden. Insgesamt haben 16 Gemeinden zwischen 1920 und 1945 eine neue Flagge angenommen, darunter als einzige Großstadt, Eindhoven 1927. Erst ab 1949 nahm die Zahl von niderländischen Gemeindeflaggen stetig zu.
Von vielen Entwürfen sind die Urheber unbekannt geblieben. Es gab auch keine Person, die mit ihren Entwürfen besonders hervorzuheben wäre. Der später sehr bekannt gewordene G.A.Bontekoe entwarf seine erste Flagge 1938 für die Gemeinde Beilen.
Exkurs: Paradeflaggen
Ein Kuriosum bilden die sogenannten "Defilierflaggen" (Paradeflaggen). Diese Flaggen wurden 1935 in Nordbrabant anläßlich des 750-jährigen Bestehens der Stadt s'Hertogenbosch eingeführt. In den übrigen Niederlanden gab es anläßlich des 40-jährigen Regierungsjubiläums von Königin Wilhelmina eigens Flaggen für den Festzug . Auch 1948 wurden diese Flaggen wieder für den gleichen Zweck benutzt.
Eine "Defilierflagge" hat folgende Merkmale:
1) | Sie wird von der Gemeinde geführt, ist aber nur in seltenen Fällen durch Ratsbeschluß als Gemeindeflagge angenommen (Laren/Geldern, Zelhem) |
2) | Die Flagge ist gewöhnlich quadratisch und mit Fransen versehen. |
3) | Das Flaggentuch ist in den Farben der Provinz gehalten, zu der die Gemeinde gehört. |
4) | in der quadratischen Oberecke befindet sich das Wappenbild der Gemeinde |
Die meisten dieser Defilierflaggen sind heute verschwunden. Einige werden hier und da inoffiziell geführt (Oldenbroek, Anna Paulowna, Eemnes). Einige wurden nach Jahrzehnten durch Ratsbeschluß als Gemeindeflaggen angenommen (Hellendoorn, Bathmen, Zevenhoven und die frühere Gemeinde Voerendaal), andere wiederum durch neue ersetzt, wie z.B. IJsselmuiden.
1945 bis heute
Bis 1954 wurden jedes Jahr eine Reihe von neuen Gemeindeflaggen, zwischen einer und neun pro Jahr, entworfen. Danach wurde die Anzahl neuer Gemeindeflaggen immer größer und erreichte 1962 mit 90 einen absoluten Höhepunkt. Zur Zeit haben noch nicht alle Gemeinden eine Flagge, die durch einen Ratsbeschluß angenommen wurde. Manche begnügen sich mit Defilierflaggen, andere wiederum halten eine eigene Gemeindeflagge für unnötig. Es gibt auch Gemeinden, die an ihren alten Flaggen festhalten, ohne sie durch einen Beschluß oder eine Satzung amtlich festzulegen, z.B. Delft.
Die Entwicklung der Flaggenmuster
Die meisten niederländischen Gemeindeflaggen aus der Vorkriegszeit bestanden aus horizontalen Streifen oder einfarbigen Feldern, die mit Figuren, oder manchmal auch mit Wappen belegt waren. Auch in den ersten 10 Nachkriegsjahren überwogen neue Flaggen mit horizontalen Streifen, aber diese begannen schon ab und zu in ihrer Breite zu variieren. Es wurden auch mehr Embleme verwendet. Ab 1955 tauchten Flaggen, die vertikale oder schräge Streifern aufwiesen, wobei die Farben denen des Wappens der betreffenden Gemeinde entsprachen. Auch gevierte Flaggen und Kreuzflaggen wurden entworfen. Schließlich wurden auch vierstreifige Flaggen in unterschiedlichen Farben angenommen. Die meisten Entwürfe von Streifenflaggen stammen vom "Hoge Raad van Adel" (unserem Staatsarchiv entsprechend - Anm.d.Übers.)
Der Hoge Raad van Adel
Der Hoge Raad van Adel spielt bei der Einführung von Gemeindewappen eine Schlüsselrolle. Er empfiehlt den Gemeinden seine eigenen Entwürfe oder auch die von anderen Institutionen oder freischaffenden Heraldikern. Den Gemeinden ist es jedoch freigestellt, ihre Hoheitszeichen durch den Gemeinderat beschließne zu lassen, ohne den Hoge Raad van Adel um Rat fragen zu müssen. Dennoch lassen die meisten Gemeinden ihre Entwürfe von ihm begutachten oder bitten ihn um einen Entwurf.
Bis 1954 stammen die meisten Flaggenentwürfe vom Hoge Raad van Adel (HRvA), deren damaliger Wappenzeichner J.P. van der Drift ist. Er ist für die große Anzahl von Streifenflaggen verantwortlich. Die Anzahl der Flaggenentwürfe, die dem HRvA bis heute mit Sicherheit zugeschrieben werden kann, beträgt 183. Zählt man etwa zwei Dutzend Streifenflaggen aus den 50er Jahren dazu, deren Urheberschaft nicht ganz sicher ist, so kommt man auf etwa 200, das entspricht einem Anteil von über 20% aller niederländischen Gemeindeflaggen. Der HRvA ist heute noch tätig, er hat aber seine Vormachtstellung eingebüßt, da es inzwischen eine Vielzahl von Institutionen und Einzelpersonen gibt, die Flaggenentwürfe ausführen.
G.A. Bontekoe und Klaes Sierksma
Zwei Personen sind für die Veränderung der Flaggenentwürfe verantwortlich, die nach 1955 eintrat. Es sind dies der Jurist G.A. Bontekoe (1900 - 1988), der erst Bürgermeister von Sleen und später von Ooststellingwerf war, und Klaes Sierksma (* 1918). Bontekoe hat sich schnell einen Namen als "Wappenschmied von Drenthe" gemacht, als er zahlreiche Wappen für Gemeinden und Deichgenossenschaften entwarf. Seine erste Gemeindeflagge entwarf er 1938 für Beilen. Sierksmas erste Flaggenentwürfe stammen aus dem Jahre 1955 (für die Gemeinden Wonseradeel und Het Bildt).
Die Arbeitsweise der beiden Flaggenschöpfer zeigt bemerkenswerte Unterschiede. Bontekoe hatte durch seine politische Stellung den Vorteil, daß die Gemeinden ihn mit Aufträgen überhäuften, so daß er in seinem langen Leben mehr als 150 Gemeindewappen und eine große Anzahl von Flaggen entwerfen konnte, die auch von den Gemeinden angenommen wurden. Sierksma dagegen mußte sich seinen Markt erkämpfen, was ihm auch gelang, weil er sich und seine Produkte gut zu verkaufen wußte.
Während Bontekoe keine Philosophie für das Entwerfen entwickelte, sondern ohne Berücksichtigung historischer Vorbilder seine Flaggen oft mit zahlreichen Zeichen und Figuren überlud, legte Sierksma großen Wert auf die Wahrung der Tradition. Er hielt sich in den meisten Fällen an die Symbolik und die Farben der Wappen oder früher benutzte Flaggen der Gemeinden.
Botenkoe bevorzugte helle Farben (Weiß und Gelb), was auch von seinem folgenden überlieferten Ausspruch belegt wird: "Ich gehe von einem weißen Tuch aus und belege es mit verschiedenen Dingen". Er führte auch neue Gestaltungselemente ein, wie z.B. schmale Streifenbündel, geviertes Tuch oder gevierte skandinavische Kreuze, begleitet von Figuren im oberen Liek. Von Sierksma stammen wiederum andere neue Gestaltungsformen, z.B. die Teilung des Flaggentuches in eine Liek und Flugseite, wobei die Trennlinie auf einem Drittel der Flaggenbreite verläuft. Oft werden dann aufgelegte Figuren auf der Trennlinie geschnitten und die Farben der Teilfiguren entsprechen der Umkehrung der Hintergrundfarben.
Sierksma strebte auch ein System der Normierung von offiziellen Beschreibungen der Gemeindeflaggen an und führte die dafür notwendigen Neologismen in die niederländische Sprache ein, so auch eine niederländische Bezeichnung für Flaggenkunde: "Banistiek".
Geht man von einer Gesamtzahl von 896 bekannten niederländischen Gemeindeflaggen, zu denen auch die der inzwischen aufgehobenen Gemeinden gehören, so kommen etwa 5,1% der Entwürfe auf Bontekoe und 26% auf Sierksma.
Die Fryske Rie foar Heraldyk
Die Fryske Rie foar Heraldyk (FRfH) wurde 1956 von der Friesischen Akademie mit dem Ziel gegründet, bei der Gestaltung der Wappen und Flaggen in Friesland in regelnder Weise mitzuwirken. Die FRfH entwirft bis heute neue Gemeinde-, Wassergenossenschafts- und Dorfflaggen sowie Wappen.
Klaes Sierksma war anfangs Mitglied der FRfH. Obwohl er sich bald zurückzog, ist sein Einfluß auch auf spätere Entwürfe unverkennbar. Mit der Zeit hat diese Institution ihren eigenen Stil entwickelt. Es werden gern einfache und einfarbige Figuren auf einen zwei- oder dreistreifigen Hintergrund aufgebracht. Ausnahmsweise gibt es auch Flaggen von der FRfH in vier oder sogar fünf Farben. Einfarbige Tücher mit aufgelegten Figuren werden nach Möglichkeit vermieden, um Verwechslungen mit bereits bestehenden Flaggen auszuschließen. Bei der Farbgebung wird auch die Umgebung stark beachtet; so wird in einer Umgebung von roten Dächern die Farbe Rot bei einem Flaggenentwurf vermieden. Schwarz wird selten verwendet, und die Kombination Rot-Schwarz ist für die FRfH indiskutabel.
29 Gemeindeflaggen sind nachweislich von der FRfH entworfen worden.
Weitere Provinzialkollegien
Lange Zeit war die FRfH als Provinzialkollegium für Heraldik und Flaggenkunde einzig in ihrer Art. In den achtziger Jahren bildeten sich auch in anderen Provinzen (Groningen, Drenthe, Nord-Brabant und Limburg) solche Kollegien. Verwaltungsreformen und damit verbundene Neugliederungen der Gemeindestruktur haben der Limburgse Commissie voor Wapen- en Vlaggenkunde und der Groninger Consulentschaap voor Wapen- en Vlaggenkunde viel Arbeit eingebracht.
Entwürfe des Autors
Der Autor kommt aus der Schule von Sierksma. Er begann 1968, vom letzteren ermutigt, Flaggen zu entwerfen. Die ersten Entwürfe, die 1969 angenommen wurden, waren für die Gemeindeflaggen von Schoonrewoerd und Everdingen. Bis heute stammen von dem selbständig arbeitenden Autor 35 Gemeindeflaggen, 3 Dorfflaggen und 4 Flaggen für die Wassergenossenschaften. Ich bemühe mich bei der Gestaltung der Flaggen soweit wie möglich die Wappenbilder der betreffenden Gemeinden zu berücksichtigen. Wo das nicht geht, versuche ich, unter Beibehaltung der Wappenfarben, Teile des Wappens auf die Flagge zu übertragen. Ich bin auch dafür, in den Farbkombinationen neue Wege zu gehen, so z.B. auch einmal vier Farben zu kombinieren und der Farben Schwarz einen angemessenen Platz zukommen zu lassen.
Einzelne Entwürfe
Viele Entwürfe für Gemeindeflaggen stammen auch von Personen, die nur ein- oder zweimal eine Flagge entworfen haben. Das ist zu bedauern, denn es gibt unter ihnen sehr talentierte Entwerfe, wie Ing. A.J. Beenhakker und Jacob B. Bronsema. Letzterer hat für Bierum und Delfzijl sehr charakteristische Flaggen entworfen. Zu erwähnen wäre auch der nicht mehr tätige Keng 't Jong, dessen Entwurf für die Flagge von Korendijk zu den besten Entwürfen des letzten Jahrzehnts gehört.
Verschiedene Archivbeamte haben hervorragende Entwürfe geliefert; unter ihnen Johan Melssen und Alb. Delahaye. Besonders genannt zu werden verdient Willem van Ham und F.v. Ettro, denen ihre heraldische Forschungsarbeit dabei zugute kam.
Der Anteil derjenigen, die nur einzelne Entwürfe gemacht haben, an der Anzahl der angenommenen Gemeindeflaggen ist höher als man denkt. Er liegt zwischen 15 und 20%. Der genaue Anteil ist nicht zu ermitteln, da etwa von 96 Flaggen die Urheber unbekannt sind. Von den bis 1960 von den Gemeinden angenommenen Flaggen stammen etwa ein Drittel von (bis jetzt) Unbekannten.
Anforderungen an einen Flaggenentwurf
Eine Flagge zu zeichnen ist etwas anderes als sie anzufertigen. Die meisten Designer würden es wahrscheinlich gar nicht wagen, eine Flagge selbst zu nähen. Dennoch müssen beim Entwurf auch die Fertigungsmöglichkeiten berücksichtigt werden, da die Flaggenhersteller ihrerseits kommerziellen Überlegungen eine größere Bedeutung beimessen als flaggenkundlichen Regeln oder ästhetischen Gesichtspunkten.
Meiner Meinung nach sollten drei Hauptanforderungen an einen Flaggenentwurf gestellt werden:
Einfaches Design ermöglicht schnelle und billige Fertigung in großen Mengen. Eine einfache Flagge ist der Bevölkerung leicht zugänglich. Sie kann sich eine solche Flagge auch selbst anfertigen, was auch die Popularität einer Flagge fördert.
Einfache Flaggen sind auch aus der Ferne gut zu erkennen, was der Gebrauch solcher Flaggen zur See beweist, wie aus alten Flaggentafeln und Seekarten zu entnehmen ist.
Die Flächenaufteilung, einfache Figuren und die Farbgebung sollten die Instanz oder den Ort symbolisieren, die die Flagge repräsentiert. Buchstaben oder Worte sind ein Armutszeugnis fehlender gestalterischer Phantasie.
Wappen und Flaggen repräsentieren eine Gemeinde durch ihre Symbole. Sie tun dies nebeneinander auf gleichwertige Weise. Es ist nicht nötig, eine Flagge am aufgelegten Wappenschild zu erkennen.
Flaggen mit aufgelegten Wappen eignen sich nicht zur Massenproduktion, da ihre Herstellung verhältnismäßig teuer ist. Es gibt sie in der Regel auch nur als Einzelexemplare, als Fahnen oder Banner für zeremonielle Zwecke.
Quellen
Insignia Navalia, Lt.Grandsons Collection of Naval Flags and Colours, 1686.
Wapen- en vlaggenboek, Gerrit Hesman te Dokkum, 1708.
Vlaggen van alle natien, Pavillons des toutes les nations, Flags of all nations, H.C.Steenbergen, 1870.
De gemeentewapens van Nederland, Kl. Sierksma, Prisma.
Vexilla Nostra, Zeitschrift der niederländischen Vereinigung für Flaggenkunde, Jahrgänge 1-27.
Abschriften von Ratsbeschlüssen aus den Archiven von J.F. van Heijningen und der niederländischen Vereinigung für Flaggenkunde.
Nederlands Vlaggenboek, Kl. Sierksma, Prisma 1962.
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