Vorträge auf dem Flaggentreffen 2004 in Jena

 Wappen und Flaggen Oberschlesiens

Erwin Günther berichtete anhand von Karten und Abbildungen über Wappen und Flaggen in Oberschlesien. Nach einem Überblick über die wechselhafte Geschichte dieser Region im vergangenen Jahrhundert ging er auf die historische Entwicklung der Provinz- und Landeswappen und -flaggen ein und zeigte schließlich die Wappen und Flaggen der ehemaligen deutschen und der heutigen polnischen Kreise sowie die einiger Städte vor 1945 und heute.

Grundlage seiner umfangreichen Forschungsarbeit waren Recherchen im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, in den ehemaligen Preußischen Staatsarchiven Breslau und Oppeln sowie im Bundesarchiv. Dazu kam eine umfangreiche Korrespondenz und eine intensive Auswertung verfügbarer Literatur.


Die Ergebnisse hat er in einer 186-seitigen Broschüre mit 426 schwarz-weißen und 77 farbigen Abbildungen im Selbstverlag unter dem Titel "Wappen und Flaggen in Schlesien, seinen Kreisen und Kreisstädten, Teil II: Oberschlesien" veröffentlicht.

Beuthen (vor 1945)

Gleiwitz (vor 1945)

Hindenburg (vor 1945)

Bytom Gliwice Zabrze

 

 Qualität und Wissenschaftlichkeit in der Flaggenkunde

Marcus Schmöger, enttäuscht über viele Fehler in Flaggenbüchern und angeregt durch Orenskis Kritik am „hunting and gathering“ (Jagen und Sammeln) vieler Vexillologen, setzte sich für mehr wissenschaftliches Arbeiten in der Flaggenkunde ein. Er kritisierte die mangelnde Kooperation und Kommunikation unter den Kollegen und forderte gemeinsame Anstrengungen, um eine bessere Qualität der vexillologischen Forschungen und Publikationen zu erreichen. Anhand von stichwortartigen Argumenten auf 15 Folien machte er zunächst auf verbreitete Fehler aufmerksam und erläuterte danach seine richtungsweisenden Vorschläge, wie die Qualität flaggenkundlicher Arbeiten verbessert werden kann.


  Sorgfalt


   - sich nicht auf eine Quelle verlassen, sondern
    so viele wie möglich zur Stützung
    der Information verwenden
  - z.B. echte Flaggen einbeziehen
    (Freiland-Vexillologie)
  - keine Details unterschlagen
  Kommunikation/Kooperation

  - Ergebnisse der Forschung veröffentlichen
  - gemeinsame Projekte organisieren
  - auch darüber berichten, was man gerade
    macht
  - weniger, dafür bessere Flaggenzeitschriften
  Kritik und Selbstkritik

  - sich trauen, andere Flaggenkundler und
    deren Arbeit kritisch zu hinterfragen
  - sich darüber im klaren sein, dass man selber
    dauernd Fehler macht
  - dafür sorgen, dass es nicht zu viele sind
  - Kritik von anderen annehmen
 
 

 Vorstellung einer Datenbank für kommunale Flaggen

Stefan Schwoon stellte sein Projekt einer Datenbank für deutsche Kommunalflaggen vor. Die Datenbank enthält eine Liste sämtlicher Verwaltungseinheiten der Bundesrepublik, die Hoheitszeichen führen können: Bundesländer, Regierungsbezirke, Kreise, Ämter / Samtgemeinden / Verwaltungsgemeinschaften, Gemeinden. Zu diesen Verwaltungseinheiten können Informationen zu Flaggen (Texte und Abbildungen) zugeordnet werden, klassifiziert als: Zitate, eigene Beobachtungen, Fotos, Zeichnungen und weitere Informationen. Die jeweilige Quellenangabe ist obligatorisch. Angaben über veröffentlichte Quellen werden in einer bibliographischen Datei gespeichert. Die Datenbank ist nicht tabellarisch organisiert, sondern nach dem "Zettelkasten-Prinzip", was das Hinzufügen von neuen Informationen wesentlich erleichtert.

Die Datenbank ist im Internet öffentlich zugänglich unter http://www.kommunalflaggen.de/. Die Suche nach Informationen zu einer Verwaltungseinheit kann über anklickbare Landkarten bis auf Gemeindeebene oder über deren Namen erfolgen. Durch die Trennung von Inhalt und Präsentation bei der Systemkonzeption ist es jederzeit möglich, andere Informationsangebote, z. B. Statistiken, zu programmieren. Änderungen an der Datenbank werden ebenfalls über das Internet vorgenommen, aber nur von ausgewählten Personen mit einer Zugangsberechtigung (Login/Passwort).

Stand Anfang August 2004: von den insgesamt über 15.000 Verwaltungseinheiten in Deutschland sind bisher über 5000 Informationen in die Datenbank eingegangen, darunter ca. 2400 amtliche Beschreibungen, ca. 650 Fotos und ca. 850 Flaggenzeichnungen.

Abschließend bat Stefan Schwoon die Mitglieder der DGF um Unterstützung des Projekts durch eigene Beiträge und/oder Hinweise auf Informationsquellen. Er betonte dabei die Bedeutung von Flaggenfotos zur Überprüfung oder Ergänzung von Informationen aus den Gemeinden. Flaggenfotos aus der jeweiligen örtlichen Umgebung der Mitglieder oder von deren Reisen im Bundesgebiet können zur Zeit über Stefan Schwoon oder Gunnar Staack in die Datenbank aufgenommen werden.

 Flaggen der tschechoslowakischen Landesteile

Roman Klimeš hielt sein Referat über die regionalen Flaggen der Tschechoslowakei, die diese nach dem Zerfall des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches übernommen hatte. Bei der Proklamation des tschechoslowakischen Staates 1918 gehörten dazu Böhmen und Mähren, die Slowakei und der österreichische Teil Schlesiens. Bis 1920 kamen noch von Deutschland Teile der Herzogtümer Teschen, Troppau und Ratibor (Hultschiner Land) und von Ungarn Ruthenien (die spätere Karpato-Ukraine) dazu. Die Wappen dieser Landesteile fanden sich in dem großen Staatswappen der Tschechoslowakei (1920-1939) wieder. Ihre Farben waren auch für die regionalen Flaggen bestimmend.

1. Böhmen  2. Mähren
3. Schlesien  4. Troppau I
5. Troppau II  6. Teschen I
7. Teschen II  8. Ratibor
9. Slowakei10. Ruthenien


 

 

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© DGF
Stand: 20. Dezember 2004
Text: GS
Redaktion: DL