Vorträge auf dem Flaggentreffen 2003 in Kassel

pfeil_petrol.gif (109 bytes) Erwin Günther: Wappen und Flaggen Niederschlesiens
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Dr. Andreas Herzfeld: Bericht über den XX. ICV in Stockholm
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Gerd Vehres: Vorbereitung des XXII. ICV in Berlin 2007
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Dr. Marcus Schmöger: 10 Jahre "Flags of the World"
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Dr. Arnold Rabbow: Sinn und Unsinn von Flaggenproportionen
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Dieter Linder M. A.: Die Website der DGF
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Klaus Günther: Hessische Kommunalflaggen
pfeil_petrol.gif (109 bytes) Jörg Karaschewski: Die sogenannte Reichsadlerflagge

 


Wappen und Flaggen Niederschlesiens

Erwin Günther begann seinen Vortrag mit einem kurzen Überblick über die Geschichte Schlesiens vor und nach 1945, dem Jahr, als dieses Land durch den von Hitler begonnenen Zweiten Weltkrieg Deutschland verloren ging. Mit der Festlegung der Oder-Neiße-Grenze verblieben nur geringe Teile Niederschlesiens in Deutschland. Sie gehören heute zum Land Sachsen.

In seiner Präsentation früherer und heutiger Wappen und Flaggen niederschlesischer Kreise und Kreisstädte beschränkte sich Günther auf den heute polnischen Teil, der verwaltungsmäßig aus den Wojewodschaften Dolnoslaskie (Niederschlesien) und Lubuskie (Lebus) besteht.

Stadtwappen hatten in Schlesien wie in den übrigen deutschen Ländern eine lange Tradition, Kreiswappen wurden erst ab 1920 verliehen. Bis zum Kriegsausbruch führte nur ein Drittel der Landkreise ein Wappen. Stadtflaggen entstanden auch in Schlesien erst Ende des 19. Jh. Breslau und Görlitz als ehemalige Hansestädte bilden eine Ausnahme. Kreisflaggen sind aus der Zeit vor 1945 kaum bekannt.

Nach 1945 verloren die Wappen in Polen ihre Funktion als Hoheitszeichen. Stadtflaggen waren fast gänzlich außer Gebrauch geraten. Erst mit der Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung in den 90er-Jahren wurde in städtischen Verordnungen die Führung von Wappen und Flaggen geregelt. Es wurden zunächst neue Wappen und Flaggen geschaffen. Später griff man bei der Wappengestaltung auch auf ältere Siegel der Städte zurück. Seit der Neubildung der Kreise in Polen zum 1.1.1999 sind zahlreiche Wappen- und Flaggengenehmigungen für die Kreise erteilt worden. In der Regel sind es ebenfalls neue Wappen und Flaggen, aber in wenigen Fällen wurden ehemalige deutsche Wappen wiederverwendet.

Günther hat anlässlich der Tagung in gewohnter Weise eine umfangreiche Dokumentation seiner Nachforschungen vorgelegt. Sie trägt den Titel "Wappen und Flaggen in Schlesien, seinen Kreisen und Kreisstädten. Teil I: Niederschlesien" und umfasst 190 Seiten mit fünf Farbtafeln und 448 s/w Abbildungen im Text.


Bericht über den XX. ICV in Stockholm

Dr. Andreas Herzfeld schilderte in Kürze seine Eindrücke vom Internationalen Flaggenkongress in Stockholm. Er lobte die perfekte Organisation, insbesondere die technische Unterstützung der Referenten. Die gründliche Vorbereitung der Bildpräsentationen ermöglichte die Einhaltung des Zeitplans für die Vorträge, wie sie bisher auf keinem ICV-Kongress erreicht wurde.

Auf Einzelheiten im Ablauf des Kongresses ging Herzfeld nicht ein. Er wies noch einmal auf die erfolgreiche Präsentation der Bewerbung der DGF um die Durchführung des XXII. ICV 2007 in Berlin hin, die bei der Abstimmung in der FIAV-Vollversammlung einen einstimmigen Zuspruch erhielt. Der damit verbundene Auftrag zur Durchführung dieses Kongresses kann als Anerkennung der fachlichen Arbeit der deutschen Flaggenkundler auch auf internationalem Gebiet gewertet werden.



Vorbereitung des XXII. ICV in Berlin 2007

Gerd Vehres gab als Leiter des Vorbereitungskomitees einen Bericht über die bisherigen Vereinbarungen. Als Veranstalter des Kongresses werden die DGF und das Deutsche Historische Museum (DHM) auftreten. Das DHM wird die Veranstaltungsräume stellen und eine begleitende Ausstellung vorbereiten. Das Arbeitsthema soll "Farben der Geschichte - Flaggen und Fahnen, ihr Gebrauch und ihre Präsentation. " heißen. Ein bebildeter Katalog soll die Fahnen und Flaggen im Bestand des DHM darstellen. Als Termin wurde der 6. - 10. August 2007 vorgeschlagen. In die Vorbereitung, Durchführung sowie Nachbereitung des Kongresses soll ein studentisches Projekt einbezogen werden. Es ist dabei an Studenten der "Kunsthochschule Hanns Eisler", Berlin, gedacht.

Als weitere Schritte zur Vorbereitung benannte Dr. Vehres die Durchführung eines Wettbewerbs für den Entwurf einer Kongressflagge und eines Logos, die Entwicklung eines Konzepts für eine Flaggenausstellung und die Werbung von Sponsoren. Er forderte die DGF-Mitglieder auf, sich schon Gedanken zu machen, in welcher Weise sie sich an den Vorbereitungen beteiligen und welche Beiträge sie zum Kongressthema leisten könnten.

10 Jahre "Flags of the World"

Dr. Marcus Schmöger vermittelte in seinem Vortrag über FOTW (Flags of the World) ein beeindruckende Bild von den Leistungen dieser einmaligen internationalen Arbeitsgemeinschaft, an der über 400 an Flaggen Interessierte aus 47 Ländern mitarbeiten. Sie wurde vor 10 Jahren von dem italienischen Ingenieur Bottasini als Mailbox gegründet und stellt heute mit ihrer Homepage weltweit die größte Sammlung von vexillologischen Informationen dar: auf über 20 000 Seiten über 37 000 Grafiken (überwiegend Flaggen-, aber auch Wappenabbildungen).

Eingang in die Homepage finden Beiträge, die von den Mitarbeitern jederzeit über eine Mailing List (http://groups.yahoo.com/group/flags/messages) eingesandt werden können, die dann von 30 Editoren redaktionell bearbeitet und in die Systematik dieser "Flaggen-Enzyklopädie" eingeordnet werden. Die Gliederung erfolgt nach den (heutigen) Staaten. Untergliederungen enthalten Flaggen verschiedener Stufen der Verwaltungshierarchie, historische Flaggen, Reedereiflaggen, Yachtstander u. v. a. m.

Die Mailing List dient auch als Diskussionsforum. Politische und fachfremde Themen sind tabu. Die Homepage (http://fotw.vexillum.com) wird wöchentlich fortgeschrieben und ist auf 18 Mirrors (Spiegelseiten) zu erreichen, um somit weltweit einen schnellen Zugriff zu ermöglichen.



Sinn und Unsinn von Flaggenproportionen

Dr. Arnold Rabbow hat seinen Beitrag wie folgt zusammengefasst:
"Wie das gesamte öffentliche Leben wird das Flaggenwesen von zunehmender Bürokratisierung erfasst, durch detaillierte Spezifizierungen, auch bei Proportionen. 7:10, 14:17, 20:39, 29:33, 33:65 oder 500:833 können ästhetisch durchaus sinnvoll sein. Aber sie sind nicht, wie die im Muster enthaltene symbolische Aussage, Wesensgehalt der Flagge. Unsinnig ist daher ihre Kodifizierung in Verordnungen, Gesetzen oder gar Verfassungen, weil dies viele von Bürgern gezeigte Flaggen illegal macht und einen lebendigen Flaggengebrauch erstickt. Wenn Vexillologen, in der Praxis hauptsächlich bei Kommunalflaggen, zu Rate gezogen werden, sollten sie deshalb empfehlen, keine exakten Maßzahlen vorzuschreiben, sondern sie den Anwendern je nach Anlass und Art der Flaggenverwendung, ob als Hissflagge, Trageflagge oder Hängeflagge (gerade bei letzteren sollte die Länge variabel sein) anheimzustellen."

Die Website der DGF

Dieter Linder M. A. stellte die Website in allen Einzelheiten vor, da es noch viele Mitglieder gibt, die sie noch nicht gesehen haben oder gar keinen Zugang zum Internet haben. Er wies darauf hin, dass auf der Unterseite "DGF intern", die nur den Mitgliedern zugänglich ist, die Adressen aller Mitglieder, gegebenenfalls auch die E-Mail-Adressen sowie die speziellen Interessen angegeben sind. Die stelle eine hervorragende Möglichkeit der bilateralen Kontaktaufnahme zum Austausch von Informationen, Fragen und Antworten dar. Linder forderte dazu auf, Anregungen und Kritik an die Redaktion der DGF-Website zu schicken.



Hessische Kommunalflaggen

Klaus Günther stellte das Ergebnis seiner Untersuchung hessischer Kommunalflaggen vor. Von den heutigen 426 hessischen Städten und Gemeinden führen 92 % eine Flagge. Nach der Hessischen Gemeindeordnung von 1996 entfällt die Genehmigungspflicht durch die übergeordnete Behörde.

An 60 Beispielen - vorwiegend aus dem Landkreis Offenbach - zeigte Günther die unterschiedliche Flaggengestaltung und deren Farbgebung. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich um Streifenflaggen, wobei mehr als zwei Drittel der Gemeinden Flaggen mit zwei oder drei Streifen haben. Bei den letzteren überwiegen die mit einem breiteren weißen Mittelstreifen.

Die häufigste Farbkombination ist Rot-Weiß, gefolgt von Blau-Weiß und Blau-Gelb. Rot-Weiß ist oft von den hessischen Landesfarben abgeleitet und nicht von den jeweiligen Wappenfarben der zugehörigen Gemeinde.

In Hessen gab es zwei Phasen der Gebietsreform, die erste von 1968 bis 1975 mit freiwilligen Zusammenschlüssen von Gemeinden, die zweite von 1974 bis 1977 mit gesetzlich verordneten Zusammenschlüssen. Aus diesen Zeiten stammen die meisten der heute gültigen Gemeindewappen und -flaggen Hessens.
Bronskirchen Bruchköbel Gründau Kelsterbach

 

Die sogenannte Reichsadlerflagge

Joerg M. Karaschewski berichtete über seine Bemühungen, den Ursprung und die Bedeutung der sogenannten Reichsadlerflagge zu klären. Er war auf sie von einem Kolonialforscher aufmerksam gemacht worden, der sie auf einer Auktion ersteigert hatte. Es hieß, es wäre eine frühe Variante der Reichsdienstflagge des Auswärtigen Amtes. Sie war horizontal gestreift, oben ein dünner schwarzer Streifen, mittig ein breiter weißer Streifen und unten ein dünner roter Streifen. Auf dem breiten Mittelstreifen war der Reichsadler in der Version vom 6.12.1888 etwas zur Stockseite hin verschoben aufgelegt.

Eine solche Flagge war in den gesetzlichen Bestimmungen und Flaggenbüchern jener Zeit nicht zu finden. Karaschewski begann Recherchen im Internet und konnte feststellen, dass bei eBay Flaggen dieser Art häufig angeboten wurden. Es musste sie also tatsächlich gegeben haben. Offen blieb der Verwendungszweck.

Des Rätsels Lösung zur Einstufung dieser Flagge bot schließlich ein zeitgenössischer Katalog der Bonner Fahnenfabrik, der anlässlich Kaisers Geburtstag (leider ohne Jahresangabe) veröffentlicht wurde. Hiernach handelte es sich um eine rein dekorative Flagge ohne offizielle Funktion, die von jedermann geführt werden durfte. Beim Flaggendesign stand ganz offensichtlich die preußische Landesflagge Pate.




 

Zurück zur Startseite

Zurück zum Seitenanfang

© DGF
Stand: 20. Dezember 2004
Text: GS
Redaktion: DL