Der 4. tschechische Kongress, an dem ich die Ehre hatte teilzunehmen, fand unter dem Thema „Feuerwehr, Fahnen der Feuerwehr“ statt. Dazu ist die kleine Stadt im Bezirk Hochland geradezu prädestiniert. Befindet sich doch dort im Schloss der Stadt das zentrale Museum der tschechischen Feuerwehr und finden dort regelmäßig Kongresse des Feuerwehrverbandes unseres Nachbarlandes statt.
Am
Anreisetag am Freitag, dem
13. Juni entgegen allen abergläubischen Vorbehalten fanden
wir, mein Begleiter
war unser Kollege Günter Strumpf, dank einer fast
durchgängigen Autobahn und
einer wie wir meinen sehr guten Ausschilderung ohne Probleme gegen
Mittag das
Ziel. Nach der Begrüßung war ein ausgiebiger Besuch
des Museums vorgesehen (Bild
1 - 5). Durchaus sehr interessant, wie die fachliche
Meinung von Günter resümierte. Es wurden viele
Exponate zusammengetragen, waren
einige Feuerwehrfahnen zu sehen (Bild
3, 4). Was
aber für uns wesentlich interessanter war, dass man uns in den
Bereich des
Museums führte, der dem „normalen“
Besucher sonst vorenthalten bleibt, nämlich
das Dachgeschoss, wo unter anderem auch die originalen Fahnen, die das
Museum
besitzt, gelagert werden. Für ein deutsches Museum undenkbar
durften wir die
Fahnen sehen und (!) ausgiebig anfassen. Der zuständige
Mitarbeiter erklärte
uns, dass im Museum selbst Fachkräfte vorhanden sind, um die
teilweise schon
etwas lädierten Fahnen zu restaurieren. Dann zeigte man uns
auch den Tagungssaal,
wo einige der
Fahnen des Fundus als
Replik ausgestellt und eine der Fahnen im Original ausgelegt waren (Bild 6 - 13).
Der Abend begann mit einem Essen im vorbestellten Gasthaus „U Kubínů“, Gesprächen mit bekannten und unbekannten Kongressteilnehmern und viel Bier, dass trotz seinen für uns geringen Preises sehr schmeckte.
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Das
Programm begann
am Sonnabend früh um 8.00 Uhr mit der
Eröffnungszeremonie im
Hof des Schlosses. Vor der Kulisse des Denkmals des rettenden
Feuerwehrmannes nach Eröffnungsreden von Jaroslav
Martikán,
des Feuerwehrchefs und des Vizebürgermeisters der Stadt wurden
unter Begleitmusik die Flaggen der Stadt, der Tschechischen
Flaggengesellschaft und des 4. Nationalkongresses gehisst (Bild 14 -
16). Danach kam das große Gruppenfoto.
Zurückgekehrt in den Tagungssaal begannen nun die
Vorträge.
Etwas Nachsehen hatten wir schon, wo wir doch die tschechische Sprache
nicht beherrschen. So blieben meist nur ein oder zwei
erläuternde
Sätze zu diesem oder jenem Vortrag, zumal wenn diese ohne
jegliche
visuelle Unterstützung erfolgten. Aber ich glaube auch den
anderen
ausländischen Gästen erging es ähnlich.
Anwesend waren
Michel Lupant als FIAV-Präsident aus Belgien, Alfred
Znamierowski
aus Polen, Alexandru Dan Mândru aus Rumänien und
wir, Falko
Schmitt, Günter Strumpf und ich aus Deutschland. Neben den
beiden
slowakischen Teilnehmern, die ja zur Gesellschaft gehören und
den
etwa zwanzig mehr oder weniger bekannten tschechischen Teilnehmern war
es doch ein kleiner aber exklusiver Kreis.
Zunächst erklärte J. Martykán
die im
Präsidium aufgehängten Flaggen, ganz rechts die
Kongressflagge (Bild 17). V. Liška hielt einen interessanten
Vortrag über vom deutschen abweichende Fahnen und
Fahnenzeremoniell der tschechischen Feuerwehr. S. Bárta vom
Museum gab einen Bericht über den Fahnenbestand des Museums
und
dessen Bemühungen um Erfassung und Katalogisierung,
Dokumentation
und Restauration. Ein (feuerwehr-)uniformierter Vortragender (Name und
Rang – tut mir leid!) sprach über die Geschichte der
Feuerwehr. A. Brožek würdigte das Werk von Jiři
Hlaváček,
einem Feuerwehrmann und Vexillologen. A. Mândru sprach
über
Zunftflaggen aus seiner Heimatstadt Cluj-Napoca in Rumänien.
Nach der Pause war Günter dran mit seinem Vortrag
über
Feuerwehrfahnen im Raum Berlin, den er unterstützt durch einen
PowerPoint in deutscher Sprache hielt. Die tschechischen Teilnehmer
wurden durch übersetzte Texte informiert. Dass der Vortrag
Interesse zeigte bewiesen doch die zahlreichen Fragen, die R.
Klimeš freundlicherweise in beide Richtungen
übersetzte.
Anschließend verlas J. Martykán verlas einen
interessanten
Vortrag über Feuerwehrfahnen in der Welt, der eigentlich von
einem
Spanier (J.M. Erbez Rodríguez) gehalten sollte, der aber
nicht
da war (Bild 18 - 19).
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Nach
dem
Mittagessen hielten die Tschechen ihre Mitgliederversammlung und Wahl
ab. Für uns Ausländer organisiert, führte
uns der
Vizebürgermeister durch seine (kleine) Stadt. Er
führte uns
über den zentralen Platz der Stadt, wies auf
Denkmäler hin,
eröffnete ganz „nebenbei“ ein
Schülerhoffnungslauf durch die Stadt, führte uns in
die
Kirche und stellte (wohl stolz) das neue Rathaus der Stadt mit allen
drum und drin vor. Kein Raum blieb verschlossen, selbst das
Büro
des Bürgermeisters nicht und auch die alten Katakomben aus dem
Mittelalter unter dem Rathaus nicht und der gehissten Stadtflagge zum
Anfassen.
Dann wartete ein Bus auf uns, der uns zusammen mit den tschechischen
Freunden zur Wallfahrtskirche des Heiligen Johannes von Nepomuk auf den
Grünen Berg (Zelena Hora) bei Ždar nad Sazavou fuhr und
anschließend zum Denkmal von Jan Žižka, einem
Hussitenführer, der dort angeblich unbesiegt verstorben sein
soll.
Z. Svoboda hielt dort einen (sehr) ausführlichen Vortrag
über
die Hussiten im Allgemeinen und Žižka im Speziellen, allerdings in
tschechisch, von dem wir nichts hatten.
Der Abend brachte ein feierliches Abendessen mit Dankesreden und
Verleihungen von Ehrungen und Diplomen und dem üblichen gutem
Bier.
Der
Sonntag begann
um 8.30 Uhr mit Vorträgen, jetzt nicht mehr mit
feuerwehrbezogenen
Inhalten. R. Klimeš sprach über drei historische
Flaggen
Europas. Er meinte die Flaggen der DDR, Ungarns und Rumäniens,
besonders mit den berühmten Löchern in der Mitte zu
Umbruchszeiten. Für Roman bemerkenswert die
Unterstützung
seines Vortrages durch einen PowerPoint (!) und ein entsprechend
aussagendes T-Shirt (Bild 20). L. Hnát zeigte die Symbolik
politischer Parteien in der ČSR von 1918 bis 1948, wobei die gezeigten
Abbildungen den Vortrag durch unprofessionelle Unschärfe
minderten. V. Liscák erläuterte eine historische
Karte, den
Katalanischen Atlas von 1375, wobei er betonte, dass viele schon
Städteangaben auf der Karte unter anderem auch durch die
aufgemalten Fahnen identifiziert werden konnten. A. Brožek stellte
Fahnen von Ruderclubs in Böhmen und Mähren vor 1918
vor. Der
dem freigesprochenen Vortrag begleitende PowerPoint enthielt
über
60 Folien (Bild 21 - 22). Nach der Pause hielt Z. Svoboda einen fast
einstündigen Vortrag über den Streit des Ursprungs
der
tschechischen Flagge. Der Vortrag wurde ohne jegliche visuelle
Unterstützung gehalten und daher für uns nicht zu
verfolgen.
Für mich nun wesentlich interessanter stellte danach P. Exner
das
System REKOS vor, einer Datenbank kommunaler Symbole im Internet
(Bild 23 - 24). Den Abschluss der Vorträge bildete der Beitrag von
P.
Fojtík über Trends in der Vexillologie. Der Geist
von P.
Orenskis Vexillogorrhea lässt grüßen. Es
wurden
Unmöglichkeiten von Flaggen besonders aus den USA und
Dänemark gezeigt (Bild 25).
Um
12.30 Uhr
bildete die Zeremonie, das feierliche Niederholen der am Vortag im
Schlosshof gehissten Flaggen den Abschluss des Kongresses (Bild 26 - 29).
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, diesmal leider wegen der
bevorstehenden Rückfahrt ohne dem obligatorischen Bier,
verabschiedeten wir uns von den tschechischen und anderen
Flaggenfreunden mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Herbst in
Ingolstadt, aber zumindest beim nächsten Tschechischen
Kongress in
vier Jahren, der in Liberec stattfinden wird.
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J. Majewski
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© DGF
Stand: 22.06.08
Text: JM