4. Nationaler Tschechischer Vexillologenkongress 14.-15.Juni 2008 Přibyslav


Eindrücke


Der 4. tschechische Kongress, an dem ich die Ehre hatte teilzunehmen, fand unter dem Thema „Feuerwehr, Fahnen der Feuerwehr“ statt. Dazu ist die kleine Stadt im Bezirk Hochland geradezu prädestiniert. Befindet sich doch dort im Schloss der Stadt das zentrale Museum der tschechischen Feuerwehr und finden dort regelmäßig  Kongresse des Feuerwehrverbandes unseres Nachbarlandes statt. 

Am Anreisetag am Freitag, dem 13. Juni entgegen allen abergläubischen Vorbehalten fanden wir, mein Begleiter war unser Kollege Günter Strumpf, dank einer fast durchgängigen Autobahn und einer wie wir meinen sehr guten Ausschilderung ohne Probleme gegen Mittag das Ziel. Nach der Begrüßung war ein ausgiebiger Besuch des Museums vorgesehen (Bild 1 - 5). Durchaus sehr interessant, wie die fachliche Meinung von Günter resümierte. Es wurden viele Exponate zusammengetragen, waren einige Feuerwehrfahnen zu sehen (Bild 3, 4). Was aber für uns wesentlich interessanter war, dass man uns in den Bereich des Museums führte, der dem „normalen“ Besucher sonst vorenthalten bleibt, nämlich das Dachgeschoss, wo unter anderem auch die originalen Fahnen, die das Museum besitzt, gelagert werden. Für ein deutsches Museum undenkbar durften wir die Fahnen sehen und (!) ausgiebig anfassen. Der zuständige Mitarbeiter erklärte uns, dass im Museum selbst Fachkräfte vorhanden sind, um die teilweise schon etwas lädierten Fahnen zu restaurieren. Dann zeigte man uns auch den Tagungssaal, wo  einige der Fahnen des Fundus als Replik ausgestellt und eine der Fahnen im Original ausgelegt waren (Bild 6 - 13).

Der Abend begann mit einem Essen im vorbestellten Gasthaus „U Kubínů“, Gesprächen mit bekannten und unbekannten Kongressteilnehmern und viel Bier, dass trotz seinen für uns geringen Preises sehr schmeckte.

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Das Programm begann am Sonnabend früh um 8.00 Uhr mit der Eröffnungszeremonie im Hof des Schlosses. Vor der Kulisse des Denkmals des rettenden Feuerwehrmannes nach Eröffnungsreden von Jaroslav Martikán, des Feuerwehrchefs und des Vizebürgermeisters der Stadt wurden unter Begleitmusik die Flaggen der Stadt, der Tschechischen Flaggengesellschaft und des 4. Nationalkongresses gehisst (Bild 14 - 16). Danach kam das große Gruppenfoto.

Zurückgekehrt in den Tagungssaal begannen nun die Vorträge. Etwas Nachsehen hatten wir schon, wo wir doch die tschechische Sprache nicht beherrschen. So blieben meist nur ein oder zwei erläuternde Sätze zu diesem oder jenem Vortrag, zumal wenn diese ohne jegliche visuelle Unterstützung erfolgten. Aber ich glaube auch den anderen ausländischen Gästen erging es ähnlich. Anwesend waren Michel Lupant als FIAV-Präsident aus Belgien, Alfred Znamierowski aus Polen, Alexandru Dan Mândru aus Rumänien und wir, Falko Schmitt, Günter Strumpf und ich aus Deutschland. Neben den beiden slowakischen Teilnehmern, die ja zur Gesellschaft gehören und den etwa zwanzig mehr oder weniger bekannten tschechischen Teilnehmern war es doch ein kleiner aber exklusiver Kreis.

Zunächst erklärte J.  Martykán die im Präsidium aufgehängten Flaggen, ganz rechts die Kongressflagge (Bild 17). V. Liška hielt einen interessanten Vortrag über vom deutschen abweichende Fahnen und Fahnenzeremoniell der tschechischen Feuerwehr. S. Bárta vom Museum gab einen Bericht über den Fahnenbestand des Museums und dessen Bemühungen um Erfassung und Katalogisierung, Dokumentation und Restauration. Ein (feuerwehr-)uniformierter Vortragender (Name und Rang – tut mir leid!) sprach über die Geschichte der Feuerwehr. A. Brožek würdigte das Werk von Jiři Hlaváček, einem Feuerwehrmann und Vexillologen. A. Mândru sprach über Zunftflaggen aus seiner Heimatstadt Cluj-Napoca in Rumänien.

Nach der Pause war Günter dran mit seinem Vortrag über Feuerwehrfahnen im Raum Berlin, den er unterstützt durch einen PowerPoint in deutscher Sprache hielt. Die tschechischen Teilnehmer wurden durch übersetzte Texte informiert. Dass der Vortrag Interesse zeigte bewiesen doch die zahlreichen Fragen, die R. Klimeš freundlicherweise in beide Richtungen übersetzte. Anschließend verlas J. Martykán verlas einen interessanten Vortrag über Feuerwehrfahnen in der Welt, der eigentlich von einem Spanier (J.M. Erbez Rodríguez) gehalten sollte, der aber nicht da war (Bild 18 - 19).







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Nach dem Mittagessen hielten die Tschechen ihre Mitgliederversammlung und Wahl ab. Für uns Ausländer organisiert, führte uns der Vizebürgermeister durch seine (kleine) Stadt. Er führte uns über den zentralen Platz der Stadt, wies auf Denkmäler hin, eröffnete ganz „nebenbei“ ein Schülerhoffnungslauf durch die Stadt, führte uns in die Kirche und stellte (wohl stolz) das neue Rathaus der Stadt mit allen drum und drin vor. Kein Raum blieb verschlossen, selbst das Büro des Bürgermeisters nicht und auch die alten Katakomben aus dem Mittelalter unter dem Rathaus nicht und der gehissten Stadtflagge zum Anfassen.
Dann wartete ein Bus auf uns, der uns zusammen mit den tschechischen Freunden zur Wallfahrtskirche des Heiligen Johannes von Nepomuk auf den Grünen Berg (Zelena Hora) bei Ždar nad Sazavou fuhr und anschließend zum Denkmal von Jan Žižka, einem Hussitenführer, der dort angeblich unbesiegt verstorben sein soll. Z. Svoboda hielt dort einen (sehr) ausführlichen Vortrag über die Hussiten im Allgemeinen und Žižka im Speziellen, allerdings in tschechisch, von dem wir nichts hatten.
Der Abend brachte ein feierliches Abendessen mit Dankesreden und Verleihungen von Ehrungen und Diplomen und dem üblichen gutem Bier.

Der Sonntag begann um 8.30 Uhr mit Vorträgen, jetzt nicht mehr mit feuerwehrbezogenen Inhalten. R. Klimeš sprach über drei historische Flaggen Europas. Er meinte die Flaggen der DDR, Ungarns und Rumäniens, besonders mit den berühmten Löchern in der Mitte zu Umbruchszeiten. Für Roman bemerkenswert die Unterstützung seines Vortrages durch einen PowerPoint (!) und ein entsprechend aussagendes T-Shirt (Bild 20). L. Hnát zeigte die Symbolik politischer Parteien in der ČSR von 1918 bis 1948, wobei die gezeigten Abbildungen den Vortrag durch unprofessionelle Unschärfe minderten. V. Liscák erläuterte eine historische Karte, den Katalanischen Atlas von 1375, wobei er betonte, dass viele schon Städteangaben auf der Karte unter anderem auch durch die aufgemalten Fahnen identifiziert werden konnten. A. Brožek stellte Fahnen von Ruderclubs in Böhmen und Mähren vor 1918 vor. Der dem freigesprochenen Vortrag begleitende PowerPoint enthielt über 60 Folien (Bild 21 - 22). Nach der Pause hielt Z. Svoboda einen fast einstündigen Vortrag über den Streit des Ursprungs der tschechischen Flagge. Der Vortrag wurde ohne jegliche visuelle Unterstützung gehalten und daher für uns nicht zu verfolgen. Für mich nun wesentlich interessanter stellte danach P. Exner das System REKOS vor, einer Datenbank kommunaler Symbole im Internet (Bild 23 - 24). Den Abschluss der Vorträge bildete der Beitrag von P. Fojtík über Trends in der Vexillologie. Der Geist von P. Orenskis Vexillogorrhea lässt grüßen. Es wurden Unmöglichkeiten von Flaggen besonders aus den USA und Dänemark gezeigt (Bild 25).

Um 12.30 Uhr bildete die Zeremonie, das feierliche Niederholen der am Vortag im Schlosshof gehissten Flaggen den Abschluss des Kongresses (Bild 26 - 29).
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, diesmal leider wegen der bevorstehenden Rückfahrt ohne dem obligatorischen Bier, verabschiedeten wir uns von den tschechischen und anderen Flaggenfreunden mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Herbst in Ingolstadt, aber zumindest beim nächsten Tschechischen Kongress in vier Jahren, der in Liberec stattfinden wird.







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Insgesamt gesehen doch ein gelungener, gut organisierter (mit Unterstützung der Stadt und der Feuerwehr) und informativer Kongress, für den man den tschechischen Freunden nur danken kann, zumal ich auch Gelegenheit hatte, meine Arbeiten vorzustellen. Das Wetter war gut, das Essen reichlich, die Unterkunft zufriedenstellend und das Bier schmeckte. Was will man mehr?


J. Majewski



 
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Stand: 22.06.08
Text: 
JM